Senioren: Vernetzt statt einsam

Treffen sich vor dem neuen Seniorenzentrum in Weckesheim (v. l.): Bernd Keuchler, FW-Bürgermeisterkandidat Cenk Gönül und sein Fraktionskolllege Uwe Priebe. FOTO: PM

Senioren: Vernetzt statt einsam

Ich fordere einen „Runden Tisch“ zur Pflege- und Seniorenarbeit

Das Leben im Alter bereitet auch in Reichelsheim vielen Menschen Sorge. Die Mehrheit der Senioren sucht nach Wegen für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben im Rentenalter. Cenk Gönül, Bürgermeisterkandidat der Stadt Reichelsheim, fordert daher einen „Runden Tisch“ mit Dienstleistern und Gewerbetreibenden, Behörden und Akteuren im Bereich der Pflege- und Seniorenarbeit. Geplant sei die Schaffung eines Seniorenbeauftragten, der Ausbau der Nachbarschaftshilfe, städtebauliche Maßnahmen, altersgerechtes Umbauen und neue Wohnmodelle, generationsübergreifende Projekte sowie die Verbesserung der Mobilität.

„Mehr als die Hälfte der Senioren möchte auch im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben“, so Gönül. Grundvoraussetzung hierfür sei jedoch eine barrierefreie Infrastruktur- und Wohnungspolitik sowie Netzwerkangebote, denn oft fehlten, neben der Pflege, helfende Hände für die ganz alltäglichen Dinge: ob beim Einkauf, bei Arztterminen oder Behördengängen. „Auch viele Pflegefälle könnten zu Hause weiterleben, wenn die Wohnung barrierefrei wäre. Dadurch würden sich die Lebensbedingungen der Senioren stark verbessern und die Sozialkassen könnten Geld sparen.“

Neben dem neuen Seniorenheim in Weckesheim und der Sozialstation müsse es daher auch weitere, alternative Wohnformen geben wie altersgerechte Wohnungen und

Wohngemeinschaften. Hierfür sollen auch neue Wohnangebote mit seniorengerechter Infrastruktur entstehen, zum Beispiel am Reichelsheimer Bahnhof, in unmittelbarer Nähe zum Ärztezentrum, Supermarkt, Apotheken und Restaurants. Zusätzliche Mobilitätskonzepte für mobile Senioren seien dringend erforderlich, da besonders Ortsteile wie Blofeld und Dorn-Assenheim schlecht an die Kernstadt angebunden seien. Hier könnte der bisher für Vereine und Schulen genutzte Stadtbus ein bis zwei Mal täglich einsetzt werden. Analog hierzu sei auch in Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden über einen innerörtlichen „Shopping-Bus“, der von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden könne, nachzudenken.

Dringend zu sanieren sind nach Gönüls Ansicht auch viele Gehwege, die sich teilweise in einem katastrophalen Zustand befänden und insbesondere für Eltern mit kleinen Kindern und Kinderwagen sowie Menschen mit Gehhilfen als Stolperfallen erweisen. Dies gelte auch für die Gehwege in ortsnahen Naherholungsgebieten wie dem Reichelsheimer Teich oder dem Bergwerkssee.

Ruhestand, große geografische Distanzen zwischen Familienmitgliedern und abnehmende Mobilität verschärften das Einsamkeitsrisiko älterer Menschen. Daher müsse der Fokus darauf liegen, Distanzen zu überwinden, Einsamkeitsgefühle zu vermeiden und Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen. Es gehe auch darum, ältere Mitbürger in die vernetzte Welt mitzunehmen und ihnen die Vorteile der digitalen Technologien aufzuzeigen. So biete das Internet viele Möglichkeiten, um sich mit anderen Senioren zu vernetzen: Reisepartner, Wandergruppen oder Kunst- und Kulturliebhaber fänden sich hier zusammen und organisierten gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Aber auch offline gäbe es viele Möglichkeiten, anderweitig familiäre Kontakte aufzunehmen, wenn die eigenen Kinder erwachsen und aus dem Haus sind. Hier böten sich viele Aktionen an, wie zum Beispiel als Lesepaten in Kindergärten und Grundschulen, als Hausaufgabenbetreuung oder in generationsübergreifenden Gartenprojekten. Ein schönes Beispiel ist laut Gönül auch das Engagement als Leih-Oma oder -Opa. „Dies ist für beide Seiten eine Win-win-Situation: Senioren erhalten so einen neuen Familienanschluss, Abwechslung und bleiben aktiv; die berufstätigen Eltern bekommen Arbeit und Kinder besser unter einen Hut.“

Senioren

Den aktiven nachbarschaftlichen Austausch fördere auch die bestehende Nachbarschaftshilfe, die mit ehrenamtlichen Mitarbeitern hervorragende Arbeit leiste. Mit der Etablierung einer/s Seniorenbeauftragten könne dies auch von städtischer Seite noch stärker unterstützt werden. Vorstellbar seien hier eine Seniorensprechstunde, Broschüren mit wichtigen Informationen, Demenzbetreuung, die Koordination von Fahr- und Einkaufsdiensten sowie regelmäßige Angebote und gemeinsame Aktionen: vom Stadtfest für Jung und Alt über Besuchsdienste und Vorlesestunden bis zum Austausch von Know-how. Mit sozialen Patenschaften könnten darüber hinaus Menschen zusammengebracht werden, die gleiche Interessen haben: für gemeinsame Aktivitäten wie Musik, Sport, Ausflüge und Theaterbesuche.

Bild: Treffen sich vor dem neuen Seniorenzentrum in Weckesheim (v. l.): Bernd Keuchler, FW-Bürgermeisterkandidat Cenk Gönül und sein Fraktionskolllege Uwe Priebe. FOTO: PM

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